Flexibles Arbeiten oder wie HRler_innen sagen HO

Robindro Ullah

Welche erste Assoziation haben Sie, wenn man Sie nach flexiblem Arbeiten befragt? Auch HO (Home Office)? Eine Antwort, die ich häufiger bekomme und mit der das Thema flexibles Arbeiten, dann leider oftmals schon wieder abgehakt ist. Die große Vielfalt, die in diesem Begriff schlummert, ist vielen nicht bewusst, oder - Achtung: böse Unterstellung - wird gekonnt ignoriert. Ebenso wie New Work liegt flexibles Arbeiten letztlich im Auge des Betrachters. Man kann den Begriff auch als Nebelgranate bezeichnen, denn beispielsweise im Rahmen einer Karriereseite, wird dieser Begriff gern eingesetzt, und sagt am Ende genau gar nichts aus. Wer seine EVP darüber definiert, muss definitiv deutlich tiefer einsteigen - far beyond HO - und selbst dann ist er/ sie mit nur diesem einen Argument Recruiting-technisch verloren.

79% der Befragten geben an, die Möglichkeit zum Home Office zu haben (Quelle: Trendence FlexWork Studie 2019)

Home Office scheint allerdings schon recht verbreitet zu sein - zumindest die Möglichkeit. Spannend wird es, wenn es um die Nutzung der Möglichkeit geht. Da kommt man ein wenig ins Staunen, denn viele nehmen die Gelegenheit nur selten war. Nur 39,8% der Befragten nutzen die Möglichkeit des HO auch regelmäßig.

Lediglich 39,8% der Befragten nehmen die ihnen angebotene Möglichkeit des HO auch regelmäßig war (Quelle: Trendence FlexWork Studie 2019)

Den Hintergrund kann man lediglich erahnen. Aber letztlich wird sich die Antwort zwischen mangelnder Flexibilität, nicht jeder mag Zuhause arbeiten und MindSet wiederfinden. Eine einzige Alternative (HO vs. Office) drückt zudem bei weitem noch keine Flexibilität aus.

Die Steigerung ist das Thema "Remote Work". Hier ist der Ort nicht vorgeschrieben. Ich kann von überall aus arbeiten. Daran gekoppelt ist natürlich eine entsprechende Tätigkeit und eine passende technische Ausstattung. Mittlerweile existieren ein paar wenige Remote Companies, wie beispielsweise GoHiring. Im Vergleich zu solchen Unternehmen hat die klassiche Unternehmenswelt noch viel Aufhol-Bedarf. Ich will in diesem Blogpost nicht zu viel spoilern, da dies Inhalt meines Vortrags am 23./24.09. auf dem Trends+Friends Festival sein wird. Denn flexibles Arbeiten hat etwas unmittelbar mit unserem Produkt im Recruiting zu tun. Man könnte es Produktfeature nennen und hier stehen wir in einem sehr harten Konkurrenzkampf. Viele potentiellen Bewerber sehen in FlexWork die Chance der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

94,2 % der Befragten sehen vor allem den vorteil in der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Quelle: Trendence FlexWork Studie 2019)

Bevor wir aber unter unserer kleinen Käseglocke landen, sollte selbstverständlich berücksichtigt werden, dass Remote (noch) nicht für jede Tätigkeit umsetzbar ist. Beispielsweise muss man FlexWork in einem produzierenden Gewerbe etwas anders denken. Es muss nicht alles HO oder Remote sein. Bereits innovativ gestaltete Schichtpläne können ein riesen FlexWork Schritt sein. Ich selbst habe vor vielen Jahren einmal einen Bereich mit knapp 200 Mitarbeitern geleitet, in dem wir unter anderem Schichtbetrieb hatten. Es ist eine herausfordernde Tätigkeit im Zusammenspiel mit Betriebsrat, Arbeitszeitgesetz und Mitarbeiter hier Flexibilität herauszukitzeln, aber nicht unmöglich.

Die jüngsten Veränderungen spielen in das Thema FlexWork natürlich auch mit rein. Das EuGH hatte entschieden, dass Unternehmen zukünftig die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeitenden erfassen müssen. Im ersten Augenblick scheint dies gegen die moderne Auffassung von Arbeiten zu gehen, befragt man aber die Zielgruppe zum Beispiel nach Ihrem Eindruck bzgl. Vertrauensarbeitszeit, so sagt die Mehrheit, dass dies zu Überstunden führe (Quelle: Trendence FlexWork Studie 2019). Ansatzpunkte für das EuGH, diese Entscheidung zu treffen, gab es scheinbar einige. Zahlen Daten Fakten und Stoff zum Thema FlexWork insgesamt finden Sie in diesem WhitePaper: Trend Report FlexWork in Deutschland

Viel Spaß beim Lesen!